< Blog Home 7. November 2025
Ordnung ist das halbe Leben?
Oder trifft es vielleicht „Die halbe Ordnung ist das Leben, die andere Hälfte der Tod“ viel besser? Was für Arbeitsplatz und Wohnung durchaus sinnvoll sein mag, für Landschaft und Garten bringt unser Verständnis von Ordnung das Verderben. Übereifrige Ordnungsfetischisten sorgen mit Laubbläsern, Rasenmährobotern und Mulchern für verstümmelte Igel, vernichten ganze Insektenpopulationen und machen heimischen Wildpflanzen den Garaus.
Damit es ordentlich ausschaut?
Und fast alles nur für einen einzigen Grund. Damit es „ordentlich“ ausschaut. Dafür werden Gärten und Landschaften verstümmelt und solange aufgeräumt bis es keine Verstecke, Brutplätze und Nahrung mehr für unsere heimische Tierwelt mehr gibt. Kein Totholz darf stehen bleiben, kein Laub darf als Unterschlupf im Winter liegen bleiben. Jedes nur so kleine Loch in Gartenhaus oder Scheune wird zugemacht, keine Fledermaus und kein Vogel soll hier Unterschlupf finden.
Könnten Außerirdische das beobachten, würden Sie uns Menschen für völlig ignorant und durchgedreht halten und uns dringend eine Therapie empfehlen. Doch wie könnte diese Therapie aussehen? Es braucht ein gesellschaftliches Umdenken, welches zwischen
- konstruktiver Ordnung in Haushalt und am Arbeitsplatz auf der einen Seite und
- destruktiver Ordnung in der „Natur“
unterscheidet. Für letzteren Bereich muss die Stigmatisierung von Menschen als asozial oder faul aufhören, nur weil sie z.B. in ihren Gärten über Winter Stauden stehen und außerhalb der Wege Laub liegen lassen. „Damit es ordentlich ausschaut“ darf kein Argument mehr für die Zerstörung unserer Lebensgrundlage sein und auch nicht "was der Nachbar wohl über mich denkt".
Hier hilft langfristig nur Aufklärung und Mut.
Die Münchner Eisbachwelle als mahnendes Beispiel
Mit der Münchner Eisbachwelle (Titelbild) gibt es aktuell übrigens ein prominentes Beispiel für den Effekt falsch verstandener Ordnung: Nach der jüngsten Bachauskehr ist die Welle nun tot. Der SPIEGEL schreibt dazu: „Sie wollten nur aufräumen, stattdessen haben Arbeiter Münchens berühmte Eisbachwelle weggeputzt. Jetzt will die Stadt retten, was gut gemeinte Ordnung zerstört hat.“* Ordnung an der falschen Stelle hat eben seinen Preis.
Wie seht ihr das Thema? Wo würdet ihr die Unterscheidung zwischen konstruktiver, sinnvoller Ordnung und destruktiver Ordnung ziehen. Schreibt mir eure Kommentare!
* Quelle: @derspiegel auf x am 7. November 2026
Bild: Usien, 29. August 2009, Surfer am Eisbach beim Englischen Garten in München, Creative Commons CC0 License






