Wildbienen Nisthilfen

Ratgeber

Nisthilfen für Wildbienen


Die meisten Wildbienenarten buchen kein "Insektenhotel" sondern nisten im offenen Erdboden. Wer ihnen etwas Gutes tun möchte, kann im Garten für offene oder lückig bewachsene Bodenflächen, unbepflanzte Böschungen, kleine Abbruchkanten oder ein Sandbeet sorgen. In einem englischen Rasen nisten keine Wildbienen. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass die unten beschriebenen Nisthilfen nicht ausreichen und nur einem Teil der Wildbienenarten helfen.


Übrigens: Unabhängig vom Zugang zu offenem Boden (als Baumaterial oder als Nistplatz) benötigen Wildbienen in der Nähe immer genügend Futterpflanzen und einen sonnigen Standort für die Entwicklung ihrer Brut. 

Nisthilfen aus Holz bauen

Wildbienen Nisthilfen - Materialauswahl

1. Materialauswahl

Für meine Nisthilfen verwende ich unbehandeltes Hartholz, meist Buchenkantholz mit 7 bis 10 cm Stärke. Bei weniger Material werden die Nistgänge zu kurz, dicke Hölzer bekommen leicht Risse. 

Weichhölzer sind übrigens nicht geeignet: Spätestens bei etwas Feuchtigkeit stehen die Fasern in den Nistgängen auf. Die Tiere würden sich daran die Flügel verletzen und nehmen sie daher erst gar nicht an. Sind ja nicht dumm.
Wildbienen Nisthilfen - Nistgänge bohren

2. Nistgänge bohren

Ich bohre Nistgänge mit 2-8 mm (je nach Nisthilfe und Wildbienenarten) als Sackloch etwa einen cm weniger tief als die Materialstärke. Also nicht komplett durchbohren! 


Die Bohrungen müssen absolut glatt und senkrecht gebohrt werden. Ohne einen Bohrständer und gute Bohrer (z.B. Holzspiralbohrer FAMAG HSS-G) geht es kaum. 


Wichtig ist auch: Immer längs zur Faserrichtung bohren, niemals ins Stirnholz (das gibt bald Risse).

Wildbienen Nisthilfen aufhängen

3. "Inbetriebnahme""

Die Nistgänge verschleife ich nach dem Bohren, Ansenken hat sich nicht bewährt. Die Späne gut ausklopfen.


Nisthilfen, die ich (vor Regen geschützt) an die Hauswand hänge, bekommen eine Öse zum Aufhängen und ein Dach aus Siedruckplatte. Das Dach sollte etwas nach vorne geneigt sein damit Wasser gut abtropfen kann. Nisthilfen für meine Nistwand können auf Öse und Dach verzichten. Eine Ausrichtung nach Süden funktioniert bei mir am Besten.


Hintergrund: Wie nisten Wildbienen?

Die meisten Wildbienen leben solitär, das heißt, sie bilden keine Völker. Um für Nachwuchs zu sorgen gehen die Wildbienen in der Regel wie folgt vor:


  1. Die Biene krabbelt vorwärts in einen Nistgang und legt dort ein Päckchen Pollen als "Babynahrung" ab
  2. Dann geht sie raus, kriecht rückwärts wieder hinein und legt ein Ei
  3. Dann holt das Tierchen Baumaterial (Lehm, Pollen, Sand) und verschließt die Brutzelle
  4. So entsteht eine Brutzelle nach der anderen bis der Nistgang voll ist.
  5. Zuletzt "mauert" die Biene den Eingang sorgfältig zu. Fertig!


Im Bild unser Beobachtungsnistkasten, in dem die Brutzellen gut gezeigt werden können.

Wildbienen durch Honigbienen gefährdet?


Wenn wir von Wildbienen sprechen, dann meinen wir die fast 600 in Deutschland nachgewiesenen Wildbienenarten. Davon stehen etwa die Hälfte auf der Roten Liste! Die Honigbiene hingegen ist ein Nutztier, welches vom Menschen zur Honigproduktion gezüchtet und gehalten wird. Es gibt davon mehr als natürlich vorkommen würden.


Immer wieder stellen sich Menschen, die etwas gegen das Insektensterben tun möchten, in guter Absicht ein Bienenvolk aufs Grundstück. Gegen das Artensterben hilft das jedoch überhaupt nicht, ganz im Gegenteil: In unseren fast sterilen Landschaften stehen dann die Honigbienen unseren heimischen Wildbienen als Nahrungskonkurrenten gegenüber.



Nisthilfen aus Halmen bauen

Eine mühsame aber lohende Arbeit!


Eine Kiste mit 20 x 30 cm ergibt über 1.000 Nistgänge!


  • Eine unbehandelte Buchenholzkiste gibt es in fast jedem Baumarkt für kleines Geld
  • Unbehandelte Strohhalme (aus dem Bastelbedarf, spart Zeit) vorsichtig mit einer scharfen Schere auf ca. 8 bis 12 cm kürzen, je nach Kistenweise 
  • Ca. 2 cm Fliesenkleber auf dem Kistenboden verteilen
  • Halme in das Fliesenkleberbett reinstecken und trocknen lassen
  • Regengeschützt aufhängen oder unterstellen
  • ggf. vor Vögeln schützen (z.B. mit Hasengitter)

"Insektenhotels" - Tops und Flops

Woran eine gute Nisthilfe erkennen?


Ganz einfach: an der Lautstärke! Wenn es summt und brummt wie in unserem Video, dann ist es gut.


Spaß beiseite: Viele am Markt verfügbaren Nisthilfen sind für Wildbienen völlig nutzlos. Die Hersteller sogenannter „Insektenhotels“  haben oft nicht einmal verstanden, dass Bienen hier nicht übernachten, sondern darin nisten.


Aber es gibt aber auch sehr gute Nisthilfen (z.B. im Bienenshop, beim Wildbienenschreiner oder bei Schwegler Natur).


Unten ein paar Tipps, worauf es ankommt.

Bewährte Nistziegel

Die Nistziegel von Volker Fockenberg (https://wildbiene.com) werden aus Ton hergestellt und werden in unserem Garten sehr gut angenommen, wie das Bild zeigt. Auf jeden Fall eine klare Empfehlung. Übrigens: Der rechte Nistziegel ist mit 2-3 Jahren schon etwas älter.

Bewährte Nisthilfe

Die Hartholz Nisthilfen von Manfred Frey (https://wildbienenschreiner.de) sind aus Hartholz und werden extrem gut angenommen. Sie sind jedoch nicht ganz billig, dennoch auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Gut zu sehen, wie extrem gut die Nisthilfe angenommen wird.

Hochlochziegel?

Nein, nein, nein! Wildbienen sind nicht rechteckig. Und die Ziegel sind hinten auch noch offen. Man kann ein paar Halme reinstecken, dann macht man aber lieber gleich eine Nisthilfe aus Halmen (Anleitung siehe oben).

Bild: Ausschnitt aus einer käuflichen Nisthilfe in einem lokalen Gartenmarkt.

Zapfen?

Oh nein! Wildbienen sind doch keine Eichhörnchen. Was sollen die denn mit den Zapfen? In käuflichen "Insektenhotels" sind Tannenzapfen billiges Füllmaterial. Und auch Marienkäfer brauchen das nicht.

Bild: Privatgarten in Langenau

Weichholz, Nadelholz?

Never ever! Bei Feuchtigkeit stellen sich sofort die Holzfasern auf, unsere Wildbienen würden sich darin die Flügel verletzen. Also lassen sie so was links liegen. Schade um das Geld und die Arbeit.

Bild: "Selbstversuch" mit Fichtenkantholz

Nistgänge im Stirnholz

Nein! Die Bohrungen sollten längs zur Faserrichtung verlaufen, niemals ins Stirnholz. Das gibt bald Risse, die Brut würde feucht werden und vermodern. Gut zu sehen: die Bienen meiden solche Nisthilfen häufig.

Bild: Nistwand bei Ulm-Jungingen

Warum nicht eine ganze Nistwand?

Wer möchte, kann natürlich gleich eine ganze Nistwand bauen. Die einzelnen Nisthilfen aus Holz, Ton oder Strohalmen können hier einfach hineingestellt werden und sind unter dem großen Vordach bestens vor der Witterung geschützt.


Wir haben zwei große Nistwände mit über 2 Meter Höhe im Garten, eine davon sogar mit begrüntem Dach. Beide Nistwände sind zum größten Teil aus unbehandeltem Lärchenholz gebaut. Die Materialkosten (ohne die einzelnen Nisthilfen) lagen jeweils bei 400 €, dafür sind die Dinger für die Ewigkeit gebaut.


Wer einmal bei "Flugwetter" das Gewusel und Gebrumme erlebt hat, der bereut den Aufwand nicht.

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