< Blog Home    18. Februar 2023 

Artenvielfalt im Naturgarten - durch Störungsökologie

Störungs.... was? Störungsökologie beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Störungen auf Ökosysteme. Eine Störung kann jede Veränderung der Umweltbedingungen sein, die einen größeren Einfluss auf das Ökosystem hat.


Beispiele für Störungen sind ...


  • Waldbrände
  • Überschwemmungen
  • Stürme
  • menschliche Aktivitäten wie Bebauung, Landwirtschaft, Mahd usw.
  • aber auch die Beweidung durch Wildtiere


Störungen können sowohl negative als auch positive Auswirkungen auf Ökosysteme haben:


  • Negative Auswirkungen können die Biodiversität verringern und die Ökosystemfunktionen stören.
  • Störungen können aber auch positive Auswirkungen haben, indem sie neue Lebensräume schaffen und somit die Diversität erhöhen.


Titelbild ganz oben: Stehengelassenes und schonend Gemähtes sorgen in unserem Naturgarten für Abwechslung

Grafik Quelle:  "Sciencerelatedusername" - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49113748; Einfluß der Störungsintensität auf die Artenvielfalt, Grafik bearbeitet und ergänzt


Was heißt das für den Naturgarten?


Würden wir einfach alles wild wachsen lassen, dann hätten wir bald ein Hartriegelgestrüpp und irgendwann einen Wald. Viele der derzeit in unserem Naturgarten vorkommenden (Offenland-) Arten würden verschwinden, die Artenvielfalt würde sich verringern (I).


Würden wir anderseits alles mähen und schneiden, dann hätten viele Arten keine Möglichkeit sich zu entwickeln bzw. zu reproduzieren. Ohne überjährig stehen gelassene Pflanzen gibt es weniger Schmetterlinge, Heuschrecken und z.B. so gut wie keine Wespenspinnen mehr. Das ist dann mehr Zerstörung (III).


Was ist das "richtige" Maß an Störung?


Biologen konnten eine sehr hohe Artenvielfalt (II) auf von großen Pflanzenfressern extensiv beweideten Flächen nachweisen. Unter extensiv wird in diesem Zusammenhang eine Besatzdichte von maximal 0,5 GVE (Großvieheinheiten, also z.B. Rind oder Pferd) je Hektar verstanden. Nebenbei: zu einer extensiven Beweidung gehört immer auch etwas Dung, was dem Konzept der "ewigen Abmagerung" in manchen Naturgärten zumindest teilweise widerspricht.


Hört sich alles interessant an? Aber wie können in einem z.B. 500 qm großen Garten rechnerisch um die 0,025 Wildrinder weiden? Wie soll das denn gehen?


Naturgärten als artenreiche Landschaft im Kleinen


Es bedarf im Naturgarten also einer alternativen Strategie: Der Mensch muss zum Rindvieh werden! Hier ist der (Natur-) Gärtner gefragt, eine Balance zu finden aus überjährig etwas in Ruhe zu lassen und gezielte Eingriffe wie z.B. eine schonende Mahd oder einen Schnitt vorzunehmen. Schonend kann z.B. heißen, die Mahd eines Wiesenstücks zeitlich einfach über die ganze Wachstumsperiode zu strecken. Ein Rind frißt ja auch nicht die ganze Wiese an einem Tag.


So werden unsere Gärten zu der mosaikartigen Landschaft im Kleinen, in der sich Artenvielfalt ganz besonders entwickeln kann. Der Naturgärtner ist hier das Rind, das auf seinen Trampelpfaden nackten Boden schafft, in denen Wildbienen nisten können, das einiges abfrisst (mäht), anderes nicht. Wo das Rind eine Suhle wälzen würde, bauen wir einen Gartenteich – und so vieles mehr.* 


Unsere Formel für den (Natur-) Garten: "Biodiversität benötigt Pflegediversität!"


Mehr zum Thema


Wer sich mit dem Thema Störungsökologie (insbesondere durch extensiven Beweidung) und deren Effekten tiefer auseinandersetzen möchte, dem empfehlen wir unbedingt den spannenden Vortrag von Dr. Herbert Nickel an der Universität Göttingen:


https://www.youtube.com/watch?v=qT3W3sKt0bI&t=2s


Auch empfehlenswert sind einige Beiträge aus dem folgendes Buch:


Störungsökologie, 1. Auflage, von: Thomas Wohlgemuth (Hg.), Anke Jentsch (Hg.), Rupert Seidl (Hg.), erschienen im utb. Verlag, ISBN: 9783825250188


* Formulierung in Anlehnung an Naturgarten e.V. https://naturgarten.org/blog/2023/01/12/naturgartentage-2023-vorschau/ , abgerufen am 18.02.2023

von Oli Zwirner 2. Juni 2025
Vortrag "Artenvielfalt und Klimaschutz im eigenen Garten" Am Mittwoch, den 02. Juli 2025 um 18:30, findet ein Vortrag zum Thema „Artenvielfalt und Klimaschutz im eigenen Garten“ statt. Beginn ist um 18.30 Uhr im Landratsamt Heidenheim (Felsenstraße 36, Raum B 004). Zu Gast ist Oliver Zwirner, u.a. Preisträger des Landesnaturschutzpreises Baden-Württemberg 2024 und aktiv bei der AG Donaumoos Langenau. Oliver erklärt u.a. am Beispiel seines Naturgartens in Langenau (www.naturgarten-langenau.de) mit vielen Bildern den aktuellen Wissensstand zu den wichtigsten Zusammenhängen rund um Artenvielfalt und Klimaschutz. Er zeigt anhand von vielen Praxisbeispielen, was artenreiche Landschaften oder Gärten ausmachen. Seien Sie dabei und lernen Sie nützliche Tipps und Tricks für die Gestaltung von naturnahen Gärten kennen und wie man gleichzeitig das Klima schützt. Das vom Landkreis Heidenheim im Rahmen seiner Klimainitiative gegründete Zentrum für nachhaltige Energieversorgung, Klimaschutz und Klimafolgenanpassung, kurz ZEKK, lädt gemeinsam mit dem Landkreis zur Veranstaltungs- und Vortragsreihe „Klimagespräche“ ein. Dabei haben Bürgerinnen und Bürger sowie Kommunen und Unternehmen die Möglichkeit, sich zu unterschiedlichen Themen im Bereich des Klimaschutzes zu informieren.
von Oli Zwirner 31. Mai 2025
Nachtaktive Insekten werden von künstlichen Lichtquellen vor allem im kalten Spektrum und mit hohem UV-Anteil angezogen, da sie sich eigentlich am weißlichen Licht des Monds (Farbtemperatur ca. 4.000 Kelvin) orientieren. Im Gegensatz zum Mond weisen künstliche Lichtquellen den Insekten nämlich den falschen - oft tödlichen – Weg: Die Tiere verlieren die Orientierung, sterben an Erschöpfung, gelangen in die Leuchtgehäuse und verbrennen oder verhungern dort, weil sie nicht mehr hinausfinden. So fehlen Milliarden Insekten mit weitreichenden Folgen für ganze Ökosysteme. Die lichtsensiblen Glühwürmchen sind vielerorts bereits ausgestorben und auch Vögel und Fledermäuse werden durch künstliche Lichtquellen direkt oder indirekt gefährdet. Titelbild: LED Licht an unserem Hauseingang (2.500 K, 5 W, Streulicht räumlich nach oben durch den Dachüberhang begrenzt, zeitlich begrenzt durch einen Bewegungsmelder) Praxistipps für die Außenbeleuchtung Licht ohne UV-Anteil verwenden (z.B. Umstieg auf LED) Warmweiße LEDs benutzen (kleiner 2.500 Kelvin, ideal ist die Farbtemperatur „Amber“ mit 1.800 - 2.200 Kelvin). Auf geschlossene Leuchtengehäuse achten Nur dort beleuchten, wo es notwendig ist (z.B. Keine Pflanzen wie z.B. Bäume beleuchten, Wege bodennah ausleuchten) Lichtintensität so gering wie möglich Streulicht, insbesondere nach oben vermeiden oder begrenzen Licht nur bei Bedarf einschalten (Bewegungsmelder)
von Oli Zwirner 25. Mai 2025
Familienausflug am So. 25. Mai 2025: Tag der Artenvielfalt im Langenauer Ried
von Oli Zwirner 8. Mai 2025
Am Freitag den 2. Mai besuchte uns das RegioTV-Team in unserem Naturgarten in Langenau. Nach etwa zwei Stunden Interview, Film- und Drohnenaufnahmen war alles im Kasten. Ich denke, es hat allen viel Spaß gemacht, mir auf jeden Fall. Im Anschluß musste das Rohmaterial noch bei RegioTV geschnitten, nachvertont und mit einigen Bildern ergänzt werden. Es ist sicherlich eine hohe Kunst, jemanden wie mich, der auch gerne 4 Stunden am Stück referiert, in ein 4-minütiges Video zu packen ohne den Gesamtkontext zu verlieren. Das Team hat hier aus meiner Sicht das Bestmögliche daraus gemacht :-)
von Lisa Zwirner 22. April 2025
Wir hatten am Ostersamstag ausnahmsweise ein paar Stunden Zeit und die spontane Idee, noch einen kleinen, lichtdurchfluteten Teich zu machen. Den Miniteich an unserer Kräuterschnecke mitgerechnet ist das jetzt Teich Nummer 6. Recycling-Vlies und EPDM-Kautschukfolie hatten wir noch von unserem Lichtteich-Projekt übrig, so dass es für eine Wasserfläche von ca. 2,5 qm mit einer maximalen Tiefe von unter 30 cm gereicht hat. Nur ein paar Stunden Arbeit Zu zweit haben wir etwa 4-5 Stunden benötigt, vom Aushub der Grundform über die Modellierung, das Abstechen der Grassode zur Ufergestaltung, die Verlegung von Vlies und Folie sowie das Einbringen des Kies. Als Erstbepflanzung haben wir einheimische Wildpflanzen wie Sumpfschwertlilie, Tannenwedel, Zungenhahnenfuß und Armleuchter-Algen aus den bestehenden Teichen verwendet. Da kommt sicher noch was dazu. Gemessen am Aufwand läßt sich das Ergebnis doch sehen, oder?
von Oli Zwirner 17. April 2025
Unser Storchennest steht noch keine drei Wochen und wird fast täglich von Störchen angeflogen. Bebrütet wird es noch nicht, dafür kommt regelmäßig ein Storch vorbei der die Weidenzweige abbaut (Titelbild). Gestern haben wir dann zum ersten Mal ein Storchenmännchen im Nest beobachten können, der eindeutig Balzverhalten gezeigt hat (u.a. lautes Klappern und Kopf in den Nacken). Diese Männchen wurde jedoch kurze Zeit später von einem anderen (vermutlich) Storchenmännchen vertrieben, der das Nest dann selbst für einige Zeit besetzte. Zum Glück ohne das Nest zu demontieren ;-). Wir sind gespannt, wann das Nest erstmalig bebrütet wird. Dieses Jahr wird es wahrscheinlich nichts mehr, aber für die nächste Brutsaison haben wir große Hoffnung.
von Oli Zwirner 6. April 2025
„Einsatz mit Elan – Menschen für Naturschutz begeistern“ Umweltministerin Thekla Walker hat uns für unser Projekt „Naturgarten Langenau – mit allen Sinnen für den Artenschutz begeistern“ am 5. April 2025 den Landesnaturschutzpreis 2024 in Stuttgart verliehen. Die mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Auszeichnung steht dieses Jahr unter dem Motto „Einsatz mit Elan – Menschen für Naturschutz begeistern“. Der Landesnaturschutzpreis 2024 zeichnet vorbildliche Initiativen und Aktivitäten aus, denen es gelingt, andere Menschen für ein Engagement im Naturschutz zu begeistern und Aktive zu gewinnen.
von Oli Zwirner 1. April 2025
Ihr habt Lust, euren Garten, Balkon oder eure Terrasse in ein insektenfreundliches Blütenparadies zu verwandeln? Ihr wolltet schon immer andere Menschen kennenlernen, die sich ebenfalls für die biologische Vielfalt engagieren? Vielleicht seid ihr auch Lehrer*in, Firmenchef*in oder im Vereinsvorstand und hegt den Wunsch, in einer Gemeinschaftsaktion eine Naturoase auf dem Schul-, Firmen- oder Vereinsgelände zu gestalten? Dann seid ihr hier genau richtig! Willkommen beim Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb. Bereits seit 2016 gärtnern Jung und Alt bei uns um die Wette. Mit beachtlichem Erfolg. Auch in diesem Jahr veranstaltet die Stiftung für Mensch und Umwelt , den Wettbewerb wieder – diesmal in seinem 10-jährigen Jubiläumsjahr. Als Mitglied der Hauptjury ist es mir ein ganz besonderes Anliegen, dass ihr dabei seid! Der Wettbewerb startet am 1. April und endet am 31. Juli. Hier geht's zu Wettbewerbsseite: https://wir-tun-was-fuer-bienen.de NEU: Kennt ihr schon die Jubiläumsbroschüre "10 Jahre Deutschland summt! -Pflanzwettbewerb" ?
von Oli Zwirner 30. März 2025
Gestern war es soweit: Nach einigen Wochen Vorbereitung konnten wir endlich unser Storchennest aufrichten. Kurz nach 11 stand dann das Nest. Keine 2 Stunden später fand die erste Wohnungsbesichtigung statt – Weltrekord. Wir fiebern jetzt dem Tag entgegen, an dem das Nest bebrütet wird. Der Naturgarten ist gut mit Störchen frequentiert und in der Innenstadt werden geeignete Standorte langsam rar. Daher sehen wir gute Chancen, dass das Nest in dieser oder in der nächsten Brutsaison angenommen wird. Wir werden berichten.
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