< Blog Home 14. Dezember 2022
Schmetterling des Jahres 2023: Ampfer-Grünwidderchen
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die BUND NRW Naturschutzstiftung haben das Ampfer-Grünwidderchen Adscita statices zum Schmetterling des Jahres 2023 gekürt. Sie wollen damit auf die negativen Folgen der intensiven Landwirtschaft und den Rückgang von artenreichem Grünland aufmerksam machen.
Die Raupen des Ampfer-Grünwidderchens fressen Sauerampfer. Landwirte bekämpfen Sauerampfer auf Wiesen und Weiden, denn er verdrängt die Futterpflanzen für das Vieh. Es mangelt aber nicht nur an Nahrung für die Raupen. Als Schmetterling saugt der Falter Nektar auf mageren Wiesen an Kuckucks-Lichtnelke, Disteln und Flockenblumen. Da unser Grünland meist stark mit Gülle gedüngt ist, haben diese Blumen gegen schnell wachsende Gräser kaum eine Chance. Auch letzte Zufluchtsorte wie Wegränder und Böschungen werden durch häufige und unsachgemäße Mahd vielfach zerstört. Soweit der BUND in einer Pressemitteilung vom 1. Dezember 2022.*
Wir haben uns sofort überlegt, ob und wie wir das Ampfer-Grünwidderchen in unserem Naturgarten ansiedeln können. Sechfleck-Widderchen und Veränderliches Widderchen sind hier ja auch schon heimisch.
Versuch der Ansiedlung
Der BUND beschreibt folgende Voraussetzungen für das Vorkommen des Ampfer-Grünwidderchens:
- Lebensraum: artenreiche nasse bis wechselfeuchten Wiesen, aber auch trockene Dämme, Böschungen und Magerrasen
=> erfüllt - Nahrung der Raupen: ausschließlich saure Ampferarten, Kleiner Sauerampfer Rumex acetosella oder Wiesen-Sauerampfer Rumex acetosa
=> Saatgut für beide Sauerampferarten bestellt, ab 2023 erfüllt - Nahrung der Schmetterlinge (Imagines): Nektar bevorzugt an lila-blaue Blüten, besonders von der Kuckucks-Lichtnelke Lychnis flos-cuculi, aber auch von anderen Pflanzen wie Acker-Witwenblumen, Wiesen-Flockenblumen oder Disteln
=> alles erfüllt
Dennoch kaum Chancen auf Ansiedelung
Da uns in der Umgebung keine relevanten Vorkommen von Sauerampfer noch von Ampfer-Grünwidderchen bekannt sind und auch mögliche Trittsteinbiotope (z.B. naturnahe Gärten mit entsprechenden Vorkommen) mit hoher Wahrscheinlichkeit fehlen, schätzen wir die Chance einer Ansiedlung als äußerst gering ein. Und wenn überhaupt könnte es Jahre dauern.
Bild: Veränderliches Widderchen (gut zu erkennen am roten Band am Hinterleib), Juni 2022 im Naturgarten Langenau
Herausforderung angenommen!
Wir wären nicht wir, ließen wir uns so schnell entmutigen. Also werden wir es trotzdem ausprobieren. Ehrlich gesagt: Der Auswand hält sich ja auch in Grenzen: Wir müssen nur Sauerampfer am etwas feuchteren nördlichen Bereich unserer Wiese ansiedeln. Alle anderen Bedingungen sind, zumindest was unseren Garten betrifft, bereits gegeben, viel mehr können wir nicht tun.
Das gefährdete Veränderliche Widderchen konnten wir auch vor einigen Jahren bei uns ansiedeln. Allerdings benötigt dieses als Raupenfutterpflanzen auch keinen sauren Ampfer sondern Kronwicke oder bestimmte Kleearten.
Und wer weiß, vielleicht schreiben wir in 3 oder 3 Jahren einen Beitrag über das erste Ampfer-Grünwidderchen im Naturgarten Langenau :-).
