< Blog Home    3. März 2025 

Die Originale haben es einfach besser drauf

Gastbeitrag: Autorin Kirsten Segler im Interview mit Doris Lerch ...


Wer Bienen, Schmetterlingen und anderen faszinierenden Insekten etwas Gutes tun will, muss auf heimische Pflanzen setzen – so weit, so bekannt. Mit Exoten können meist nur wenige Tiere etwas anfangen. Doch auch im direkten Vergleich zwischen Wildformen und ihnen sehr ähnlichen Zuchtvarianten haben die Originale einen viel größeren Nutzen für die Tierwelt. Das zeigte eine Studie der Biologin Doris Lerch von der Technischen Universität Darmstadt.


In mehreren Beeten pflanzte sie je sechs Exoten, heimische Wildpflanzen und ihnen ähnliche verwandte Arten und zählte systematisch die Blütenbesuche von Insekten. Danach entfielen 67 Prozent der Blütenbesuche auf heimische Wildpflanzen, 24 Prozent auf die ihnen ähnlichen Arten und nur 9 Prozent auf die Exoten. Ähnliche Ergebnisse zeigte die Analyse der Fraßspuren: An den Originalen wird deutlich lieber geknabbert. In einem Telefongespräch hat Doris Lerch Kirsten Segler, Autorin des Buches „Die Blumenwiese, das Fingerkraut und die Rettung der Welt“ (mehr zum Buch ganz unten), mehr über die Studie erzählt.


Frage: Nach welchen Kriterien haben Sie die Pflanzen ausgewählt?


Doris Lerch: Als Exoten haben wir Pflanzen genommen, die hier in Darmstadt vom Grünflächenamt tatsächlich ausgebracht werden. Bei den heimischen Pflanzen haben wir solche gewählt, bei denen es eine der Wildform sehr ähnliche Sorte gibt. Ein Beispiel für ein solches Pärchen waren die heimische Wiesenschafgarbe, Achillea millefolium, und die bis auf die Farbe sehr ähnlich aussehende Hellgelbe Schafgarbe, Achillea clypeolata ‘Moonshine’. Sie wird oft genutzt, weil sie so schön gelb leuchtet, bringt den Insekten aber gar nichts.


Oben rechts die Wildform der heimischen Wiesenschafgarbe Achillea millefolium, links die bis auf die Farbe sehr ähnlich aussehende Hellgelbe Schafgarbe, Achillea clypeolata ‘Moonshine’.


Die Pflanzen waren also ähnlich genug, dass sie in der Theorie gleich gut nutzbar gewesen wären – also nicht etwa gefüllte Blüten hatten.


Genau. Den Beweis liefert die Honigbiene, die alle angebotenen Pflanzen ziemlich gleichmäßig besucht hat, auch die Exoten. 

Leider hat auch die schöne Mazedonische Witwenblume, Knautia macedonia ‘Mars Midget’, sehr schlecht gegenüber der heimischen Witwenblume (Knautia arvensis) abgeschnitten. Das hätte ich nicht gedacht, als ich sie gepflanzt habe.
Wie deutlich der Unterschied ist, hat mich auch überrascht. Selbst wenn man die tatsächlichen Blühflächen der einzelnen Pflanzen akribisch ausmisst, ändert sich nichts am Ergebnis.


Im Bild ist die heimische Wildform der Witwenblume (Knautia arvensis) links zu sehen, rechts die Sorte namens Mazedonische Witwenblume, Knautia macedonia ‘Mars Midget’.


Haben Sie in der Studie „besucht“ mit „genutzt“ gleichgesetzt?


Besuche wurde nur dann gezählt, wenn es eine Interaktion mit der Blüte gab. Hatte sich das Insekt nur an den Rand gesetzt und vielleicht ausgeruht oder Sonne getankt, galt das nicht. Ob das Tier bei einer Interaktion wirklich einen Nutzen erzielen konnte, also zum Beispiel Nektar aufnehmen oder Pollen sammeln, ist damit allerdings nicht unbedingt ...



Das Interview in voller Länge gibt es hier: https://www.kirstensegler.de/09-wildpflanzen-bringen-mehr/


Titel der Studie: Lerch, D., Blüthgen, N., & Mody, K. (2024). Home sweet home: Evaluation of native versus exotic plants as resources for insects in urban green spaces. Ecological Solutions and Evidence, 5(3), e12380.  Link: https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/2688-8319.12380

„Die Blumenwiese, das Fingerkraut und die Rettung der Welt“


Mit Illustrationen von Toby M. Schreier
384 Seiten, als Hardcover, Paperback und E-Book erhältlich.
Verlag BoD ISBN (Hardcover) 978-3-7597-5958-0

Überall im Buchhandel und online zu bestellen oder direkt im BoD-Shop.


 

Hoffnung ist pflanzbar!


Wie kommt man eigentlich damit klar, dass immer mehr Arten verschwinden und die Klimakrise zunehmend bedrohlicher wird? Man pflanzt dagegen an! In Gärten, auf Balkonen, rund um Firmen und öffentliche Gebäude. Auch wenn das nur einzelne Flicken sind: Je mehr es gibt, desto dichter wird der Teppich, der heimischen Pflanzen und Tieren das Überleben sichern kann.


In meinem Buch „Die Blumenwiese, das Fingerkraut und die Rettung der Welt“ erzähle ich von meinem mitunter holprigen Weg, den eigenen Garten zu beleben und von Menschen, die auf diesem Weg schon ein Stück weiter sind. Außerdem berichte ich von Pionieren, die auf Äckern, Moorböden, Weiden und im Wald altes mit neuem Wissen verbinden und so Landschaften erschaffen, die produktiv sind und zugleich schön und lebendig.


Kirsten Segler

von Lisa Zwirner 29. Oktober 2025
Insekten brauchen Winterquartiere
von Oli Zwirner 18. Oktober 2025
Fracture was? Beim sogenannten "Fracture pruning" (auch als "Coronet cut" bezeichnet) werden gezielt gezackte Schnitte längs der Faserrichtung in alte oder abgestorbene Bäume gesetzt, um den natürlichen Bruch von Ästen Sturm, Verfall oder Fäulnis nachzuahmen. Ziel ist es, Lebensraum für Wildtiere zu schaffen. Die entstehenden Risse und Hohlräume bieten Mikrohabitate für Insekten, Pilze und Mikroorganismen, welche wiederum Vögel und andere Tiere anlocken. Im Vergleich zu einem geraden Schnitt verläuft dieser Prozess erheblich schneller.
von Oli Zwirner 17. Oktober 2025
Nachdem wir in den letzten beiden Jahren deutlich weniger Bläulinge beobachten konnten als gewohnt, haben wir im vergangenen Herbst ein Magerbeet insbesondere für diese Schmetterlinge angelegt. Bepflanzt haben wir u.a. mit den Raupenfutterpflanzen wie Hauhechel, Hornklee und Wundklee. Aber auch für andere Arten haben wir gesorgt, z.B. mit Glockenblumen, Ziest, Echter Haarstrang, Rainfarn und mehr.
von Oli Zwirner 29. September 2025
Am vergangenen Samstag ehrte die Stiftung für Mensch und Umwelt die zahlreichen Gewinnergruppen bzw. Einzelpersonen bei ihrem diesjährigen Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb. Gut 140 Gäste folgten der Einladung in die „Gärten der Welt“, wo sie bei einer Prämierungsfeier Urkunden, Geld- und Sachpreise entgegennahmen. Politischer Besuch war ebenfalls vor Ort und würdigte das große Engagement für die biologische Vielfalt. Ich selbst konnte in diesem Jahr als Jurymitglied leider nicht vor Ort in Berlin sein, habe aber mit allen Teilnehmern mitgefiebert.
von Oli Zwirner 15. September 2025
Wir veranstalten kurzfristig eine Führung durch den Naturgarten Langenau. Wann: Samstag, 20. September 2025 um 15:00 Uhr Wo: Langenau, Nelkenstr. 13 (bitte Parkmöglichkeiten beachten, s.u.) Die Veranstaltung ist kostenlos, wir bitten jedoch um eine kurze Anmeldung mit der Anzahl der Personen per E-Mail an kontakt@naturgarten-langenau.de Die Führung steht wieder unter dem Motto ... "Vorbild Wildnis - wie kommt die Natur in den Garten?" Euch erwartet keine klassische Gartenbesichtigung mit nur ein paar hübschen Blumen. Vielmehr werdet ihr ganz viel darüber erfahren, was mit "Wildnis", "Natur" und "Artenvielfalt" überhaupt gemeint ist und was als Vorlage für den eigenen Naturgarten funktionieren kann. Wir werden uns dann bei der Gartenführung auch die einzelnen Biotopelemente im Naturgarten anschauen und dazu den Hintergrund und den Nutzen für die Artenvielfalt erklären. Wir geben euch u.a. Antworten auf die folgenden Fragen: Was sind die Unterschiede zwischen Honig- und Wildbienen? Warum heimische Wildpflanzen? Und was ist Koevolution? Wie können bestimmte Tierarten gezielt gefördert werden? Wieviel "Natur" ist ein Naturgarten und was ist Wildnis? Störungsökologie: Wann muss der Mensch eingreifen? Wie kann möglichst insektenschonend gemäht / geschnitten werden? Wie tief oder flach soll ein Naturteich sein? Wie geht insektenschonendes Licht? Fragen und Diskussion jederzeit erwünscht! Die Führung findt bei jedem Wetter statt. Hunde an der Leine sind erlaubt. Ihr findet unseren Naturgarten unter der folgenden Adresse: Nelkenstr. 13, 89129 Wiese, Parkplätze gibt es z.B. an der Stadthalle oder Ludwig-Uhland-Schule, Karlstr. (ca. 100 m). Weitere Infos zu unseren Führungen gibt es auch hier .
Sat
von Oli Zwirner 29. August 2025
Yep, wir haben die Tausendermarke geknackt! Im Naturgarten Langenau haben wir nun über 1.000 Arten (Flora und Fauna) mit Bild dokumentiert und in hoher Qualität bestimmt. Etwa die Hälfte der Bestimmungen wurde bereits mit Bestimmungen aus der iNaturlist Community ergänzt und hat damit den Status "Forschungsqualität". Unsere Bestimmungen stimmen zu über 99% zu dem Bestimmungen Dritter überein. Nur 0,43% unserer Bestimmungen waren Ausreißer (s.a. Diagramm unten). Alle Beobachtungen sind in iNaturalist dokumentiert . Den größten Teil der Arten machen Stand heute die Insekten mit 664 Arten aus, gefolgt von den überwiegend heimischen Pflanzen mit 231 Arten und den Spinnentieren mit 43 Arten. Dazu kommen 33 Vogelarten, 12 Schneckenarten und weitere Tiere wie Reptilien, Amphibien und Kleinsäuger.
von Oli Zwirner 1. August 2025
Die Acker-Kratzdistel vermehrt sich vegetativ über Wurzelausläufer und sogar über abgetrennte Wurzelstückchen. Sie galt daher vor den Zeiten moderner, effektiver Totalherbizide als gefürchtetes Unkraut und ist auch heute sogar bei vielen Naturgärtnern nicht gern gesehen. Aus unserer Sicht zu Unrecht, solange man ein paar Regeln beachtet.
von Oli Zwirner 14. Juli 2025
Bis zum 31. Juli habt ihr noch die Möglichkeit, eure Bewerbungen zum " Deutschland summt - Pflanzwettbewerb 2025 " einzureichen. Hier geht's direkt zu Wettbewerbsseite: https://wir-tun-was-fuer-bienen.de Darum geht es Ihr habt Lust, euren Garten, Balkon oder eure Terrasse in ein insektenfreundliches Blütenparadies zu verwandeln? Ihr wolltet schon immer andere Menschen kennenlernen, die sich ebenfalls für die biologische Vielfalt engagieren? Vielleicht seid ihr auch Lehrer*in, Firmenchef*in oder im Vereinsvorstand und hegt den Wunsch, in einer Gemeinschaftsaktion eine Naturoase auf dem Schul-, Firmen- oder Vereinsgelände zu gestalten? Dann seid ihr hier genau richtig! Willkommen beim Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb. Hintergrund Bereits seit 2016 gärtnern Jung und Alt bei uns um die Wette. Mit beachtlichem Erfolg. Auch in diesem Jahr veranstaltet die Stiftung für Mensch und Umwelt , den Wettbewerb wieder – diesmal in seinem 10-jährigen Jubiläumsjahr. Sehen wir uns auf der Prämierungsfeier in Berlin? Als Mitglied der Hauptjury ist es mir ein ganz besonderes Anliegen, dass ihr dabei seid! Vielleicht sehen wir uns im September ja auf der Prämierungsfeier in Berlin. Ich würde mich freuen! NEU: Kennt ihr schon die Jubiläumsbroschüre "10 Jahre Deutschland summt! -Pflanzwettbewerb" ?
von Oli Zwirner 30. Juni 2025
Die kommenden Termine der in Kooperation mit der vh ulm stattfindenden Führung durch den Naturgarten Langenau für 2025 können ab sofort gebucht werden. Die Termine mit den Anmeldelinks der vh ulm findet ihr auf unserer Website unter " Termine " beim jeweiligen Termineintrag. Die vh ulm erhebt einen kleinen Unkostenbeitrag von 5 € für Verwaltung und Veröffentlichung im Programm. Wir selbst nehmen nichts. Bitte bucht die Termine möglichst frühzeitig, bisher waren alle Termine immer restlos ausgebucht. Die Führungen stehen unter dem Motto ... "Vorbild Wildnis - wie kommt die Natur in den Garten?" Euch erwartet keine klassische Gartenbesichtigung mit nur ein paar hübschen Blumen. Vielmehr werdet ihr ganz viel darüber erfahren, was mit "Wildnis", "Natur" und "Artenvielfalt" überhaupt gemeint ist und was als Vorlage für den eigenen Naturgarten funktionieren kann. Wir werden uns dann bei der Gartenführung auch die einzelnen Biotopelemente im Naturgarten anschauen und dazu den Hintergrund und den Nutzen für die Artenvielfalt erklären. Wir geben euch u.a. Antworten auf die folgenden Fragen: Was sind die Unterschiede zwischen Honig- und Wildbienen? Warum heimische Wildpflanzen? Und was ist Koevolution? Wie können bestimmte Tierarten gezielt gefördert werden? Wieviel "Natur" ist ein Naturgarten und was ist Wildnis? Störungsökologie: Wann muss der Mensch eingreifen? Wie kann möglichst insektenschonend gemäht / geschnitten werden? Wie tief oder flach soll ein Naturteich sein? Wie geht insektenschonendes Licht? Fragen und Diskussion jederzeit erwünscht! Die Führungen finden bei jedem Wetter statt. Hunde an der Leine sind erlaubt. Ihr findet unseren Naturgarten unter der folgenden Adresse: Nelkenstr. 13, 89129 Wiese, Parkplätze gibt es z.B. an der Stadthalle oder Ludwig-Uhland-Schule, Karlstr. (ca. 100 m). Weitere Infos zu unseren Führungen gibt es auch hier .
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